Wie entsteht ein Fahrplan?
Jede*r will eine Trasse haben.
Alle Trassenanmeldungen der Eisenbahnverkehrsunternehmen im Güter- und Personenverkehr landen bei DB InfraGO als Betreiberin der allermeisten Bahnstrecken in Deutschland. Dort wird innerhalb weniger Wochen aus knapp 100.000 Trassenanmeldungen ein bundesweiter Fahrplan erstellt. Dabei muss gewährleistet werden, dass alle Bahntrassen so belegt werden, dass sich niemals zwei Züge zur selben Zeit auf demselben Gleis befinden. Damit dies nicht passiert, müssen die Trassenanmeldungen einzeln geprüft und abgestimmt werden.
Im einem ersten Schritt wird dabei geprüft, ob alle Trassenanmeldungen rein verkehrstechnisch möglich sind. Das heißt, die Trassenanmeldungen werden daraufhin geprüft, ob es ausreichend Weichen gibt, die für den gewünschten Streckenverlauf der Züge notwendig sind. Im Anschluss daran wird geprüft, ob die unterschiedlichen Trassenanmeldungen eventuell zu Konflikten untereinander führen und alle gleichzeitig umsetzbar sind.
Konfliktlösungen
Viele dieser Konflikte lassen sich bereits in der sogenannten „vereinfachten Koordinierung“ lösen. Dabei werden einzelne Fahrten um wenige Minuten verschoben, ohne dass Anschlüsse oder Halte gefährdet werden.
Reicht dies zur Konfliktlösung nicht aus, wird eine „komplexe Koordinierung“ herbeigeführt. Dabei suchen die Eisenbahnverkehrsunternehmen gemeinsam mit den Aufgabenträgern für den Schienenverkehr, mit DB InfraGO sowie mit der Bundesnetzagentur in einer Telefonkonferenz nach Lösungen für schwerere Konflikte. Ziel ist dabei stets, dass der Zug des einen Eisenbahnverkehrsunternehmen den Abschnitt früher bzw. später befährt, als der Zug des anderen Eisenbahnverkehrsunternehmens, sodass beide Zugfahrten möglich sind und dabei keine neuen Konflikte ausgelöst werden.
Folgende Maßnahmen sind zur Lösung eines solchen Konfliktes möglich:
- Ausnutzen von Reserven: Gibt es noch Abschnitte der Fahrt, wo nicht mit der vollen zugelassenen Höchstgeschwindigkeit gefahren wird, so versucht DB InfraGO diese zu nutzen und die Züge so fahren zu lassen, dass einer ein paar Minuten früher als der andere Zug den Streckenabschnitt befährt und somit Konflikte vermieden werden.
- Verbiegen: Falls keine Reserven vorhanden sind, wird geschaut, ob ein Zug in einer anderen Fahrplanlage verkehren kann. Dies löst jedoch oft weitere Konflikte aus und gefährdet unter Umständen Anschlüsse oder Wenden. Zudem kann dies auch dazu führen, dass ein gleichbleibender und für die Reisenden leicht merkbarer Fahrplantakt nicht möglich ist.
- Haltausfälle: Wenn einzelne Halte nicht bedient werden, kann ein Zug grundsätzlich schneller fahren und so den konfliktträchtigen Streckenabschnitt früher durchfahren. Da ein Haltausfall jedoch für die Reisenden eine große Einschränkung bedeutet, wird dieser Lösungsweg nur dann gewählt, wenn der entsprechende Halt durch andere Linien im selben Zeitraum ausreichend bedient wird.
- Fahrtausfälle: Sollten all diese Lösungsansätze nicht zu einer nachhaltigen Konfliktlösung führen, muss DB InfraGO eine der Fahrten ablehnen. In vielen Fällen muss dann jedoch auch eine Fahrt in die Gegenrichtung ausfallen, da ansonsten das Fahrzeug sowie das Personal am Endhaltepunkt fehlen würde.
Am Ende erhalten die Eisenbahnverkehrsunternehmen von DB InfraGO einen „vorläufigen Netzfahrplan“ (VNP). Darin sind alle Ergebnisse der Konfliktlösungen für ihre Linien dokumentiert.