Bonn. Zwei Wochen wurde mit Hochdruck gearbeitet. Nun kann das Kunstwerk an der fast 900 Quadratmeter großen Fläche bestaunt werden: Die Künstler Kai Niederhausen („Semor“) und Roman de Laporte („Jack Lack“) haben die Unterführung und die barrierefreie Zuwegung des Haltepunkts „Bonn UN Campus“ in ein sogenanntes Mural (dt.: Wandmalerei) verwandelt. Das Projekt im Auftrag von go.Rheinland und der Deutschen Bahn (DB) wurde gemeinsam mit dem Museum Koenig Bonn des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) initiiert. Es soll auf die Gefährdung von Insekten durch Lichtverschmutzung aufmerksam und gleichzeitig deutlich machen, wie Naturschutz mit einfachen Lösungen möglich ist.
Im Projekt BALIN untersuchen Wissenschaftler*innen des LIB die Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf Insekten an Bahnsteigen. Sie analysieren alternative Leuchten, um die Anziehung von Insekten zu reduzieren. Die Umsetzung der Graffiti erfolgte über den gemeinnützigen Verein InUrFaCE e.V., der sowohl auf ein internationales Netzwerk von Wissenschaftler*innen aus der Biodiversitätsforschung, als auch von Street-Art-Künstler*innen zurückgreift. Ziel des Vereins ist es, durch Kunst die Wertschätzung von biologischer Vielfalt in der Gesellschaft zu erhöhen und zu bewusstem Umgang mit den Ressourcen der Natur anzuregen.
„Das ist uns im Rahmen dieses Projekts ganz besonders gelungen“, erklärt Künstler „Semor“. „Die Idee unseres Vereins InUrFaCE e.V. ist es, mit simplen Dingen einen Beitrag zur Sensibilisierung von wichtigen Themen, die die Artenvielfalt betreffen, zu leisten. Mit Projekten wie diesem möchten wir Menschen mithilfe von schöner, bunter Gestaltung dazu anregen, sich mit der Thematik des Insektenschutzes durch Vermeidung von Lichtverschmutzung auseinanderzusetzen. Und die Reaktionen der Passant*innen sind durchweg positiv. Alle haben sich gefreut, wenn sie in Gesprächen mit uns gehört haben, worum es uns mit dem Projekt geht. Im Namen des Vereins möchte ich mich auch bei den Wissenschaftler*innen des Museums Koenig Bonn für die gute Zusammenarbeit bedanken.“
„Unsere Arbeit im LIB spannt den Bogen vom Wissen zum Handeln“, betont Prof. Dr. Bernhard Misof, Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels. „Auf Basis unserer Forschungsdaten entwickeln wir Handlungsempfehlungen für die Praxis, die wir in diesem Fall mit der Deutschen Bahn im Projekt BALIN zur Beeinträchtigung von Insekten durch Lichtverschmutzung erarbeiten. Oft sind es einfache Lösungen, wie hier die Wahl von Leuchten, die wertvolle Veränderungen bringen können und für die wir die notwendigen Untersuchungsergebnisse liefern. Dass in diesem Projekt die oft übersehenen und schützenswerten Insekten mit einer künstlerischen Präsentation zudem zum Blickfang werden, gefällt mir besonders gut.“
Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner zeigt sich begeistert von dem Projekt: „Ich begrüße die gemeinsame Initiative der Deutschen Bahn, von go.Rheinland, des Museums Koenig Bonn des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels und des Vereins »InUrFaCE«. Der Bahnhof UN Campus als Tor zum Bundesviertel ist durch die ausgesprochen ästhetische Gestaltung der beiden Künstler, Kai »Semor« Niederhausen und Roman »Jack Lack« de Laporte, ein neuer Blickfang in Bonn. Den Künstlern gelingt es, nicht nur die Schönheit von Insekten, sondern auch deren Schutz auf eingängigem Weg in den Blick der Passantinnen und Passanten zu rücken.“
„Bahnhöfe stellen Eingangstore zum Nahverkehr dar, an denen sich die Fahrgäste wohlfühlen möchten und sollen. Daher nehmen wir im Schulterschluss mit der DB sehr gerne Geldmittel in die Hand, um Kunstgraffiti zu beauftragen. Die Resonanzen der Fahrgäste sowie die Zugriffszahlen auf unsere Streetart-Website zeigen, dass solche Kunstprojekte sehr gut ankommen. Wenn dabei noch ein Beitrag zur Biodiversitätsbildung erfolgen kann, wie am UN Campus, umso besser“, so Willi Koenen, Bereichsleiter Qualität & Sicherheit des Schienenpersonennahverkehrs bei go.Rheinland.
Michael Hundacker vom Bahnhofsmanagement der DB in Köln freut sich, dass Reisende künftig von einem attraktiveren Bahnhof profitieren können: „Als größter Gastgeber Deutschlands investieren wir viel in unsere Bahnhöfe, damit Reisende sich dort wohl fühlen. Unsere Kundenbefragungen zeigen: In farbigen, künstlerisch gestalteten und gut beleuchteten Unterführungen fühlen sich Reisende deutlich wohler. An der Station Bonn UN Campus haben wir gemeinsam den Weg zum Zug für die Reisenden gleich doppelt aufgewertet: Das Wandbild lädt einerseits zum Staunen ein und regt gleichzeitig dazu an, sich damit zu beschäftigen, wie wir unsere Umwelt jetzt und für unsere Kinder schützen können.“
Hintergrund: Warum investiert go.Rheinland gemeinsam mit der DB in Kunstgraffiti?
Der jährlich erscheinende Stationsbericht von go.Rheinland bietet wichtige Erkenntnisse, um den Zustand der Stationen zu verbessern. Ein großes Problem sind Vandalismusschäden: zerstörte Mülleimer und Informationsvitrinen, Schmierereien. Zu möglichen Maßnahmen, um die Aufenthaltsqualität an den Stationen zu erhöhen, gehören auch Kunstgraffiti. Im Rahmen von „Streetart meets Stations“ als 2022 ins Leben gerufene Graffitioffensive von go.Rheinland und der DB wird eine Verbindung zwischen der Subkultur und einer angenehmen Atmosphäre an den Stationen hergestellt.
Die beauftragten und hochwertig gestalteten Malereien geben den Stationen ein freundliches Erscheinungsbild und helfen im Idealfall dabei, neuerliche Vandalismusschäden durch Schmierereien zu verhindern oder wenigstens einzugrenzen. Am Haltepunkt UN Campus können Passant*innen auf einer Infotafel Hintergründe des Graffiti-Projekts sowie zum durch Lichtverschmutzung entstehenden Risiko für Insekten erfahren.
go.Rheinland ist Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV), Fördergeber für Investitionen in den ÖPNV und den SPNV sowie Träger regionaler Mobilitätskonzepte im Rheinland.