Köln, 11. Februar 2019. Vor großer Kulisse mit über 450 Teilnehmern wurde heute ein weiterer Meilenstein für den dringend nötigen Ausbau des Bahnknotens Köln besiegelt: NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst, DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla, NVR-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann sowie NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober unterzeichneten während der 3. Kölner Bahnknoten-Konferenz gleich zwei richtungsweisende Planungsvereinbarungen. Mit der Unterschrift unter die erste wird der Ausbau der S 11 und des Kölner Hbf (Leistungsphase 3 und 4 der Planungen) weiter vorangetrieben.
Zusätzlich ist den Projektpartnern ein weiterer Coup gelungen: Auch die Planungsvereinbarung für den Bau der Kölner Westspange und den Ausbau der Eifelstrecke (Leistungsphasen 1 und 2) konnte in einer Rekordzeit ausgearbeitet und jetzt unterzeichnet werden. Das Gesamtfinanzvolumen für die Planung der beiden Projekte summiert sich auf rund 100 Millionen Euro (ca. 67 Millionen Euro Westspange, 32 Millionen Euro S-11-Kernpaket). Finanziert werden sie durch das Land NRW und den NVR. „Mit den heutigen Unterschriften haben wir einen weiteren wichtigen Schritt für eine zukunftsfähige Mobilität im Rheinland getan. Ich freue mich, dass wir damit zentrale Bausteine für den Ausbau des Bahnknotens mit Kraft vorantreiben“, so NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst.
„Dass die Planungsvereinbarungen heute unterzeichnet werden konnten, ist ein Erfolg der gesamten Region. Das Projekt Bahnknoten Köln wurde stets fraktionsübergreifend unterstützt und von den Kreisen, Städten und Gemeinden des Rheinlands sowie dem NVR mit großem Engagement verfolgt“, so NVR-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann.
Wachsende Fahrgastzahlen erfordern Investitionen in die Zukunft
Der Ausbau ist dringend notwendig: Der stark frequentierte Kölner Knoten ist nicht nur ein zentraler bundesweiter Verknüpfungspunkt – er erweist sich auch als einer der größten Engpässe im nationalen und internationalen Eisenbahnnetz. Und dies sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Allein 2016 stieg die Nachfrage im S-Bahn-Bereich um 7,6 Prozent. Ein erfreulicher Trend, der die Branche allerdings vor große Herausforderungen stellt. Derzeit müssen sich rund um Köln Nahverkehrs-, Hochgeschwindigkeits- und Güterzüge sowie S-Bahnen immer wieder die Gleise teilen. Verspätungen in einem der Schienensysteme schlagen sofort auf die anderen durch. Davon sind Pendler, Fernreisende sowie die Güterverkehrsbranche und damit die gesamte Wirtschaft des Rheinlandes gleichermaßen betroffen. Kernelemente zur Auflösung des Engpasses sind der Ausbau der S-Bahn-Stammstrecke (Köln Messe/Deutz – Hauptbahnhof) und der Einsatz einer modernisierten, leistungsfähigeren Leit- und Sicherungstechnik.
Um dem Wachstum der Fahrgastzahlen gerecht zu werden, ist ein Maßnahmenpaket von mehreren Einzelprojekten geplant. Die Erschließung der Westspange, die einen Neubau von zwei S-Bahngleisen zwischen Köln Hansaring und Hürth-Kalscheuren sowie einen zweiten Bahnsteig am Bahnhof Hansaring vorsieht, bietet nicht nur die Möglichkeit, das S-Bahnnetz und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) besser zu verknüpfen und die Anbindung an die Eifelstrecke zu verbessern. Darüber hinaus bildet sie auch den Grundstock für eine mögliche spätere Führung von S-Bahnen über die Südbrücke, die Installation einer linksrheinischen S-Bahn-Verbindung zwischen Köln und Bonn sowie für den S-Bahn-Ausbau auf der Oberbergischen Bahn. Im S-Bahn-Ausbau soll im Zuge des sogenannten S-11-Kernpakets der Takt der Linie S 11 in den Hauptverkehrszeiten zwischen Bergisch Gladbach und Köln-Worringen von bisher 20 auf 10 Minuten verdichtet werden. Hierfür soll die Strecke zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach zweigleisig ausgebaut werden, der Kölner Hauptbahnhof und der Bahnhof Köln Messe/Deutz benötigen je einen zusätzlichen Bahnsteig für die S-Bahnen. Mit der Taktverdichtung ist außerdem ein neuer Haltepunkt in Köln-Kalk geplant. Auch der Bahnhof Bergisch Gladbach und das dortige Stellwerk werden modernisiert und erweitert. „Nach der Fertigstellung können wir den Kunden eine deutlich verbesserte SPNV-Qualität anbieten. Die Verbesserungen kommen dann allen Fahrgästen zugute. Jetzt heißt es, weiter Gas zu geben und die Bürger und Pendler weiterhin einzubinden“, so NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober.
Die Gesamtkosten für die Maßnahme an der S 11 und im Kölner Hbf betragen derzeit nach einer Grobkostenschätzung rund 370 Millionen Euro. Der Ausbau der Westspange wird auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Erst nach Abschluss der Planungen liegen eine Kostenberechnung und damit die genaueren Kosten vor. Nach der aktuellen Kalkulation des Bundesverkehrsministeriums liegt der Nutzen-Kosten-Faktor des Gesamt-Maßnahmenpakets Knoten Köln im Bundesverkehrswegeplan 2030 für alle elf Teilprojekte bei 1,7. Angaben zu einem möglichen Fertigstellungszeitpunkt sind aktuell nicht möglich.
450 Experten tagen im Congress-Centrum Nord der Kölnmesse
Rund 450 Vertreter der kommunalen Gebietskörperschaften, aus Wirtschaft und Politik waren dem Ruf von NVR, DB und NRW-Verkehrsministerium zur 3. Kölner Bahnknoten-Konferenz gefolgt: Unter dem Motto „Neue Perspektiven für das Rheinland“ fand sie im Congress-Centrum Nord der koelnmesse statt. Nach der Begrüßung durch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und NVR-Verbandsvorsteher Stephan Santelmann sowie einem Impulsreferat von Guido Beermann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, diskutierten die Experten in einer Talkrunde die „neuen Perspektiven“.
Bahnhof Deutz und Haltepunkte Dellbrück, Holweide und Duckterath werden weitgehend barrierefrei
Verkehrsminister Hendrik Wüst hob dabei besonders die gute Resonanz auf die frühe Bürgerbeteiligung hervor, die das „Bündnis für Mobilität“ beim S-11-Ausbau im Rahmen eines Pilotprojekts verfolgt: „Die rege Beteiligung an den Infomessen und dem Online-Dialog beweist, wie sehr der Ausbau des Bahnknoten Köln die Region bewegt. Ein Punkt in den Anregungen war das Thema Barrierefreiheit, das wir jetzt umsetzen. So werden wir den barrierefreien Ausbau an vielen Haltepunkten deutlich früher angehen als zunächst angedacht.“ Die Haltepunkte Köln-Dellbrück, Köln-Holweide und Duckterath, die zunächst nicht Bestandteil des S-11-Kernpakets waren, werden jetzt bereits mitgeplant. Ebenso der weitgehende barrierefreie Ausbau des Bahnhofs Köln Messe/Deutz. Somit sollen im Rahmen des S-11-Kernpakets alle S-Bahnhalte zwischen Köln-Hauptbahnhof und Bergisch Gladbach barrierefrei ausgebaut werden.
Im Anschluss an die Unterzeichnung der Planungsvereinbarungen führten Bernd Köppel, Leiter Großprojekte West der DB Netz AG, und NVR-Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober die Teilnehmer durch den aktuellen Stand im Bahnknoten Köln. Die Planungen im S-11-Kernpaket werden jetzt vertieft und bis zur Reife für ein Planfeststellungsverfahren weiter vorangetrieben.
Extra aus Brüssel war Catherine Trautmann angereist. Die EU-Koordinatorin des „North Sea-Baltic-Corridor“ (u.a. Verbindung Antwerpen – Köln – Warschau) hatte sich im Vorfeld der Konferenz selbst vor Ort ein Bild über die aktuelle Lage im Bahnknoten Köln gemacht und betonte im Rahmen eines Kurzstatements vor den mehr als 450 Gästen in der koelmesse: „Die europäischen Verkehrskorridore sind auf gut funktionierende Knoten angewiesen. Ich freue mich, dass mit den geplanten Investitionen im Knoten Köln Verbesserungen nicht nur für die Pendler vor Ort, sondern auch für den internationalen Schienenverkehr umgesetzt werden.“
RB 38 soll zur vollwertigen S-Bahn ausgebaut werden
Ein zweiter Schritt ist ebenfalls bereits in Planung: Als „Ergänzungspaket“ für den S-Bahn-Ausbau Knoten Köln soll die ebenfalls stark frequentierte Regionalbahn RB 38 („Erftbahn“) von Bedburg bis Horrem elektrifiziert und zu einer vollwertigen S-Bahn ausgebaut werden. Diese soll für einen 20-Minuten-Takt und Spitzengeschwindigkeiten von 100 statt aktuell 60 Stundenkilometern fit gemacht werden. Zum Ergänzungspaket gehören darüber hinaus die Erstellung eines neuen S-Bahn-Haltepunktes („Köln-Mülheim Berliner Straße“) im Verlauf der S 6 sowie der Neubau von Weichen am Abzweig Müngersdorf Technologiepark für die zukünftige Führung von S-Bahnzügen nach Pulheim und Mönchengladbach. Im Frühjahr sollen dann ebenfalls im Zuge des Bündnisses für Mobilität – analog zu den Veranstaltungen zum S-11-Ausbau – zwei Infomessen in Bedburg und Bergheim stattfinden, auf denen sich Bürger und Anwohner über die Pläne informieren können.
Maßnahmen gegen den Kollaps
Dem Ausbau der S 11 liegt ein Gutachten rund um den Knoten Köln zu Grunde, das der Nahverkehr Rheinland und die DB Netz AG in Zusammenarbeit mit dem Landesverkehrsministerium auf den Weg gebracht hatten. Das stufenweise umsetzbare Gesamtkonzept aus Infrastrukturmaßnahmen kann den Bahnknoten Köln wirkungsvoll entlasten und für die Verkehrsströme der Zukunft rüsten.
Hervorzuheben ist, dass die Hohenzollernbrücke zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Kölner Knotens nicht erweitert werden muss. Die Wartezeiten der S-Bahnen auf der Brücke entstehen durch die langen Haltezeiten beim Fahrgastwechsel am Kölner Hauptbahnhof oder in Deutz und die belegten Gleise in den beiden Bahnhöfen. Mit der neuen Signaltechnik und den Bahnsteigausbauten wird der Betrieb auf der Hohenzollernbrücke wesentlich zuverlässiger und flüssiger laufen.
Weitere Informationen im Internet unter: www.bahnknoten-koeln.de
Eine Broschüre über den Knoten Köln finden Sie unter folgendem Link: https://www.nvr.de/fileadmin/Dateien/PDF/NVR_Bahnknotenbroschuere2018.pdf
Zitate:
- Hendrik Wüst, Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen: „Unser Land braucht eine bedarfsgerechte und zukunftsorientierte Mobilität. Um diese zu erreichen, wollen wir im Rahmen des Bündnisses für Mobilität nicht nur die Chancen der Digitalisierung nutzen, sondern auch durch frühe Bürgerbeteiligungen Planungsprozesse beschleunigen. Wie gut das funktionieren kann, beweisen unsere Erfahrungen beim Ausbau der S 11.“
- Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln: „Auf dem Weg in die Zukunft Kölns stellt der Ausbau des Bahnknotens wichtige Weichen. Nur mit einer funktionierenden Infrastruktur auf der Schiene können wir unsere Standortvorteile behaupten und die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unserer Stadt sichern. Deshalb danke ich allen Projektpartnern sehr für ihre engagierte Arbeit.“
- Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur DB AG: „Die Eisenbahn in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte. Das zeigen die Passagierrekorde, die wir Jahr für Jahr im Nah- und Fernverkehr verzeichnen. Aber: Wachstum führt zu Engpässen. Deshalb müssen wir in die Kapazität investieren. Einen wichtigen Schritt haben wir heute mit der Unterzeichnung der Planungsvereinbarungen getan. Doch es muss noch weitergehen. Die Digitalisierung der Schiene – auch für den Knoten Köln – könnte der nächste Schritt werden.“
- Stephan Santelmann, Verbandsvorsteher Zweckverband Nahverkehr Rheinland: „Der Knoten Köln ist nicht nur für die Domstadt, sondern für die ganze Region von entscheidender Bedeutung. Jeder investierte Euro ist gut angelegt in die Zukunft der Region als Wirtschafts- und Wohnstandort.“
- Guido Beermann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: „Der Bahnknoten Köln ist einer der entscheidenden Verknüpfungspunkte im deutschen Schienensystem. Der Ausbau wird alle Sparten des Schienenverkehrs – Nah-, Fern- und Güterverkehr gleichermaßen – leistungsfähiger machen und damit mehrere hunderttausend Pendler täglich entlasten.“
- Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer Nahverkehr Rheinland GmbH: „Der Ausbau im Bahnknoten Köln ist ein Quantensprung im S-Bahn-Angebot für die gesamte Region und ein zentraler Baustein für eine leistungsfähige, umweltfreundliche Mobilität. Um zu verhindern, dass Fahrgäste auf den Bahnsteigen zurückbleiben, müssen wir jetzt weiter Gas geben und mit vereinten Kräften den Ausbau weiter vorantreiben.“
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